Die Lohengriner  
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Der Verein
Die Jahre 1907-1932
Von der Gründung zum 25-jährigen Jubiläum
1907 war ein bemerkenswertes Jahr. Das Wiesbadener Kurhaus wurde nach einer Bauzeit von 3 Jahren in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II eingeweiht. In Berlin eröffnete das „Kaufhaus des Westens“, die Lebensmittelkette „EDEKA“ wurde gegründet.

Als am 17. August 1907 die „Privatgesellschaft Lohengrin“ im Gasthaus „Zum Hirsch“ in Rambach gegründet wurde, geschah dies sicherlich ohne große Beachtung der Öffentlichkeit. Der Zweck war die Pflege des geselligen Lebens, der Unterhaltung und des Humors. Der ausdrückliche Namenszusatz „Privat“ deutet darauf hin, dass man unter sich sein wollte, man würde so ein Gebilde heute wahrscheinlich eher einen „Club“ nennen.



Wir gehen davon aus, dass eine Gruppe Rambacher Bürger sich zusammenfand, um Spaß zu haben.



In der Chronik zum 50-jährigen Jubiläum, deren Inhalt sich auch in der Festschrift zum 75. wiederfindet, ist die Rede von einer Streitigkeit, bzw. Meinungsverschiedenheit mit anderen Ortsvereinen. In den Protokollen der ersten Sitzungen findet sich jedoch kein Hinweis darauf. Wir gehen also davon aus, dass eine Gruppe Rambacher Bürger sich zusammenfand, um Spaß zu haben.

Die Gründungsmitglieder der Gesellschaft waren:

Karl Schelmberg, August Bombadier, Adolf Mayer, Emil Schlink, Ludwig Steger, Wilhelm Schmidt, Heinrich Bruch, Gottfried Schäfer und Rudolf Schwein

Das Gasthaus „Zum Hirsch“, damals wie heute ein beliebter Treffpunkt, wurde 1907 von der Eigentümerfamilie Schelmberg geführt, dies ist sicher eine Erklärung, dass Karl Schelmberg zu den Gründervätern gehörte und auch den ersten Vorsitz übernahm. Trotz des privaten Charakters der Gesellschaft wurden bereits bei der Gründung Formularien und Regeln aufgestellt. Der Beitrag betrug 50 Pfennig und sollte ab dem 1. Januar 1908 erstmals erhoben werden. Die Anschaffung von Vereinsabzeichen wurde beschlossen, ebenso die Ausrichtung der Kerb 1907.

Diese erste Kerb verlief aus der Sicht des Vorstandes erfolgreich und erbrachte einen Überschuss von 75 Mark, die unter den beteiligten Helfern verteilt wurden. Heute wäre ein solches Verfahren undenkbar, sowohl die Gemeinnützigkeit des Vereins, als auch die Auffassung, dass alle Hilfe als ehrenamtlich anzusehen ist, stünden dem entgegen.

Bereits im September 1907, bei der „Generalversammlung“, wurde der Vorstand vollkommen umbesetzt, Karl Will übernahm den Vorsitz. Noch im gleichen Jahr im Dezember wurde bereits August Guckes zum Vorsitzenden gewählt. Hier wurde bereits beschlossen, dass die Beiträge des Vereins nur für Vereinszwecke verwendet werden dürfen. Ebenso wurde ein Strafgeld für den Vorstand und die Mitglieder eingeführt, sofern sich die Person „etwas zu Schulden“ kommen ließ.



Besonders erwähnt, wird in diesen ersten Jahren immer wieder, dass nach Ende einer Versammlung auf Vereinskosten „ein Faß Bier“ getrunken wurde.



Im Jahr 1908 wird, wieder unter dem Vorsitz von Karl Schelmberg, erneut die Kerb organisiert. Die Anschaffung von „Humoristischen Vorträgen“ wurde aufgrund der schlechten Kassenlage verschoben. Der Erlös aus der Kerb wurde jedoch wiederum unter den Helfern verteilt! Besonders erwähnt, wird in diesen ersten Jahren immer wieder, dass nach Ende einer Versammlung auf Vereinskosten „ein Faß Bier“ getrunken wurde. Man darf davon ausgehen, dass es sich hier um 5-Liter-Fässchen gehandelt hat, wie man sie heute noch bei kleinen Privatbrauereien in deren Gaststätten an den Tisch gestellt bekommt.

1909 werden die ersten Statuten erarbeitet, die bei der Ortspolizeibehörde zur Genehmigung vorgelegt werden sollen. Es wird in diesem Jahr erkennbar, dass man mit der Tätigkeit der Gesellschaft stärker an die Öffentlichkeit will. Es werden Noten und Texte zu Couplets und humoristischen Beiträgen angeschafft. Eine geplante Abendunterhaltung im Dezember mit Tanz, Unterhaltung und Tombola wird jedoch von der Behörde untersagt.

Die Gesellschaft trat im Januar 1910 dem „Dilettantenbund Rhein- und Maingau“ bei, aber bereits im April gleichen Jahres wieder aus, da man sich von dieser Vereinigung zu wenig beachtet fühlte. Die Mitgliederzahl stieg langsam an, es wurde jedoch die Aufnahme eines jeden neuen Mitgliedes von der Versammlung beschlossen. Es sind in den Protokollen durchaus Fälle berichtet, bei denen die Aufnahme bis zu 2 Jahre verzögert wurde.

Die ersten Unterhaltungsabende jedoch konnten in diesem Jahr endlich stattfinden, ebenso die Ausrichtung der Kerb und der Fastnacht. In den folgenden Jahren finden wir diese Veranstaltungen regelmäßig wieder. Anders als heute, fand die Kerb nicht im Zelt, sondern in den Rambacher Sälen statt, teilweise in mehreren zugleich, leider existieren diese heute allesamt nicht mehr.

Die Gesellschaft führte in dieser Zeit auch das Amt des Vereinsdieners ein, der sogar mit einem kleinen Betrag für seine Dienste bezahlt wurde, sozusagen ein hauptamtlicher Mitarbeiter, der sich um das Vereinsinventar und die organisatorischen Belange, bis hin zum Ankauf der Zigarren, die dann bei den Versammlungen wieder verkauft wurden, kümmerte.

1911 wurde der Saalbau des Gastwirts Eduard Steinle eingeweiht. Die Gesellschaft Lohengrin führte in diesem Saal in den nächsten Jahren viele Veranstaltungen durch. Da Eduard Steinle auch Mitglied wurde, verlegte man in der Folge das Vereinslokal in dessen Gaststätte.

Eine kuriose Wette wird aus dem Jahr 1912 berichtet: der Vorsitzende Karl Schelmberg wettet um ein 50-Liter-Fass Bier, wenn er früher als in 4 Jahren heiraten sollte.
Sorry Karl, in der kleinen Spielszene unserer „historischen Gründungsversammlung“ hatten wir Dich bereits verheiratet!

Durch das neue Mitglied Willy Heuser wurde das historische Schauspiel „Der Lorbeer dem Sieger“ verlesen, vom Vorstand genehmigt und mit der Einstudierung begonnen. Die Aufführung sollte am 26. Januar 1913 in Rambach stattfinden, musste aber verschoben werden. Eine weitere geplante Aufführung in Bierstadt am 20.4. wurde ebenfalls abgesagt, die Premiere fand schließlich am 27. Juli 1913 statt. Hier beginnt nun eine lange Serie von erfolgreichen Theaterproduktionen, die sich über die Jahre steigern und den eigentlichen Ruf der Lohengriner begründen sollte.



Den im Felde stehenden Kameraden wurden als „Liebesgabe“ jeweils ein Päckchen Zigarren auf Vereinskosten per Feldpost zugeschickt.



Der erste Weltkrieg ab dem Jahr 1914 führte wegen der einberufenen Vorstandsmitglieder zu einer Umbesetzung, Adolf Mayer übernahm den Vorsitz. Den im Felde stehenden Kameraden wurden als „Liebesgabe“ jeweils ein Päckchen Zigarren auf Vereinskosten per Feldpost zugeschickt. Diese schöne Gewohnheit wurde bis Weihnachten 1918 beibehalten, als nochmals Zigarren und Schokolade versendet wurden.

Aus diesem Krieg kehrten einige Mitglieder, darunter die beiden Gründer Rudolf Schwein und Emil Schlink, nicht zurück. 1919 wurde eine Versammlung abgehalten, die über das Weiterbestehen des Vereins beschließen sollte und die sich mehrheitlich für ein Fortbestehen aussprach. Zu Gunsten der aus der Gefangenschaft heimkehrenden Mitglieder wurden Teile des Vereinsinventars verkauft und der Erlös unter diesen verteilt.

Die Vereinstätigkeit wurde zunächst mit Unterhaltungsabenden wieder aufgenommen. 1920 wurde beschlossen, Personen, die an der Privatgesellschaft „Fidelio“ beteiligt sind, nicht in den Verein aufzunehmen. Es scheint hier eine Fehde entstanden zu sein, die jedoch nicht näher ausgeführt wird.

Eine wichtige Veränderung bei der Privatgesellschaft Lohengrin ist die Änderung des Vereinsnamens in „Gesellschaft Lohengrin“, wiederum ein Zeichen dafür, dass man mehr und mehr die Struktur eines öffentlichen Vereins annahm.

Am 7.3.1920 wurde das Stück „Sieg des Rechtes“ aufgeführt, außerdem wurde eine Mandolinen- und Zither-Abteilung gebildet. Für den Ankauf von Mandolinen wurden 600 Mark bereitgestellt. Das im gleichen Jahr am 14. November aufgeführte Schauspiel „Der Schatten“ erbrachte ein Defizit und wurde deshalb nur am 21. (Totensonntag) nochmals wiederholt.

1921 wurde das Stück „Der eingef. (eingefangene?) Gendarm“ aufgeführt. Im Vorstand wurde der Antrag eingebracht, die mitwirkenden Damen „als Mitglieder zu führen und ihnen Vereinsabzeichen zu stiften“. Es ist nicht erkennbar, ob tatsächlich so verfahren wurde, die Statuten, die eine Mitgliedschaft von Frauen ausschließen, wurden bei dieser Gelegenheit jedenfalls nicht geändert.



Anlässlich des 15-jährigen Bestehens wird erstmals ein Singspiel aufgeführt: „Das Winzerfest“.



Im Jahr 1922 war die Mitgliederzahl bereits auf 86 Personen angewachsen. Anlässlich des 15-jährigen Bestehens wird erstmals ein Singspiel aufgeführt: „Das Winzerfest“. Im Januar 1923 kommt „Die wilde Toni“ anlässlich des Vereins-Familienabends auf die Bühne.

Die Geldentwertung macht sich in den folgenden Jahren drastisch bemerkbar. Der Vereinsbeitrag steigt von 3 Mark pro Quartal in 1922 auf 25 Mark für das Jahr 1923! Der Vorstand wird neu gewählt, Adolf Martin übernimmt den Vorsitz bis zum Jahre 1932 und dann noch einmal von 1938 bis 1957. Er ist mit 30 „Dienstjahren“ der am längsten amtierende Vorsitzende der Gesellschaft.

Am 17.6.1923 wird „Das Reserl vom Lindenhof“ aufgeführt. Inflation und kein Ende: der Eintritt zu dieser Veranstaltung, die zusätzlich Tanz und Unterhaltung bietet, beträgt 250 Mark für Mitglieder und 750 Mark für Nicht-Mitglieder! Anlässlich eines Festkommers des Sportvereins Rambach wird das Singspiel „Die Dorfgretel“ aufgeführt.

Im Rahmen der Währungsreform wird 1924 der Kassenbestand der Lohengriner auf null gestellt und für die weitere Abrechnung der Begriff „Grund Mark“ eingeführt. Der Beitrag beginnt mit bescheidenen 0,20 Grundmark.

Für das Stiftungsfest anlässlich des 20-jährigen Jubiläums wird die Anschaffung einer Vereinsfahne beschlossen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 475 Mark. Die Firma Beurich in Wiesbaden wird mit der Anfertigung beauftragt. Diese wundervoll gestickte und ausgeführte Vereinsfahne, heute in Ehren gealtert und etwas brüchig, ist in der Lohengrin-Vitrine im Saal des Gasthauses „Zum Hirsch“ zu bewundern. Wir führen die alte Dame mittlerweile ungern aus, sie ist zu empfindlich geworden. Im Anschaffungsjahr wurde sogar eine Versicherung für sie abgeschlossen.



Für das Stiftungsfest anlässlich des 20-jährigen Jubiläums wird die Anschaffung einer Vereinsfahne beschlossen.



Die von der Spielergruppe separat geführte Spielerkasse enthält am 23.1.1927 einen Betrag von 17,30 Mark, dieser soll dazu verwendet werden, in den Proben den arbeitslosen Spielern jeweils 2 Glas Bier ausschenken zu können. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Stiftungsfest wird die Posse „An die Luft gesetzt“ gegeben, sowie im Rahmen des Festabends „Der Schmied von Ruhla“.

Die Fehde mit „Fidelio“ wird noch einmal im Jahr 1929 erwähnt. Es wird eigens eine Mitgliederversammlung einberufen, die beschließen soll, ob die Fastnacht 1930 gemeinsam mit „Fidelio“ durchgeführt werden soll. Die Zusammenarbeit wird im Ergebnis abgelehnt. Das Heimatstück „Die Heimat ruft“ wird in diesem Jahr als Gastauftritt beim Gesangverein Nordenstadt und nochmals im „Saale zum Taunus“ in Naurod aufgeführt.

Das 25-jährige Vereinsbestehen wird mit dem Einakter „Ein strammer Junge“ begleitet.


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